Die wichtigsten Sammelhinweise - Wildkräuter sicher sammeln


Bevor du auf deinen ersten Streifzug gehst, denke bitte immer daran, dass man sich in der Pflanzenwelt auskennen muss und ein paar Dinge brücksichtigen sollte oder eben ein paar Kniffe kennt, die einem das Sammler-Leben leichter machen. Hier sind meine 10 Hinweise zum Kräutersammeln.

1. Kenne die Pflanzen

Dieser Punkt steht mit Grund an erster Stelle. Pflanzen, die man kennt, die man also an bestimmten Merkmalen bestimmen kann, sind genau die, die in unser Körbchen wandern. Mindestens 10 kann man als Neuling mit  Lust am Thema in einer Kräutersaison eindeutig identifizieren. Und nach oben hin ist alles möglich. Alle anderen Pflanzen bleiben bitte an Ort und Stelle. Denn es gibt sie: giftige Pflanzen, die man mit essbaren werwechseln kann. Und auch mit diesen sollte man sich auseinander setzen. Wie sagt man: kenne deinen Feind. Stimmt genau.

Kräuterwanderungen sind genau richtig um hier Sicherheit zu schaffen. Und für unterwegs ist ein Bestimmungsbuch in der Tasche immer eine Hilfe.

2. Der richtige Ort

Hier in der Stadt kommt immer wieder die Frage auf: aber wo kann ich denn sicher sammeln? Ein paar Orte gibt es wohl, wichtig ist, dass auf folgende Tabus geachtet wird: Flächen aus konventioneller Landwirtschaft und 70 Meter darum herum (Glyphosat & Co), Hundeparks, stark befahrene Straßen, Straßenränder (bitte mind. 50 Meter Abstand von Straßen halten), Bahnstrecken.

Und hier kann man sammeln: Biohöfe, Waldränder und Wegränder, die nicht nur von Hunden frequentiert werden, Gärten (vorher fragen natürlich), Streuobstwiesen, der eigene Balkon (Wildkräutergardening), um Seen herum, Grünflächen, Saisongärten, Parks (nicht alles wächst in Bodennähe). Wichtig ist, sich die Plätze eine Zeit angeschaut zu haben um so einschätzen zu können, ob die Stelle einem passend vorkommt.

3. Die Jahreszeit

Die Natur bringt zu unterschiedlichen Jahreszeiten unterschiedliche Qualitäten hervor. So steht der Frühling für frisches, zartes Blattgrün, im Sommer sind Blüten weit vorne und man sammelt Heilkräuter. Spätsommer und Herbst schenken und Früchte und Samen in Hülle und Fülle sowie viele Beeren. Blattgrün kann man als Anfänger von März bis Oktober sicher finden, aber auch in den Monaten dazwischen entdeckt das Kennerauge ein paar leckere Kräuter.

4. Pflanzenteile zur richtigen Zeit sammeln

Am besten sammelt man an trockenen Tagen und dann vormittags. So ist der Tau durch das Sonnenlicht verdampft und die ätherischen Öle sind so gut hervergelockt, dass wir ein gutes Aroma haben. Dies ist besonders wichtig, wenn Pflanzen getrocknet werden. Für die wilde Küche kann man natürlich auch bei Regen sammeln, denn die optimalen Bedingungen sind eben nicht immer da. 

 

5. Deine "Ausrüstung"

Alles sollte in den Rücksack oder die Handtasche passen: ein paar Papiertüten, ein Jutebeutel, ggf. ein Leder- oder fester Putzhandschuh(für Brennnesseln), eine kleine Schere. So kann man immer und vor allem auch spontan ein paar Wildpflanzen sammeln. Zu Anfang ist es gut, das Bestimmungsbuch dabei zu haben. Um Orte wieder zu finden, gibt es schöne Apps, die einem ermöglichen, Koordinaten, Bilder und Infos festzuhalten und dann immer schnell wieder zu finden. Empfehlung: mein Reisetagebuch.

6. Dein Vorhaben

Willst du mit den Kräutern nur heute kochen oder etwas bevorraten? Meistens sammelt man mehr, als man dann doch benötigt oder Zeit hat zum Einmachen oder Konservieren, da spreche ich aus allerbester Erfahrung. Das zieht dann, je nachdem welches Wildkraut es ist, eine Nachtschicht in der Küche nach sich. Kräuter trocknen geht natürlich immer ziemlich zügig, aber auch hier sind den Vorräten irgendwann Grenzen gesetzt, man will sich ja nicht für die nächsten 3 Jahre eindecken. Deswegen vorher kurz überlegen, ob man wirklich alles braucht, was man gerade sammmeln möchte.

7. Weniger ist mehr

Es geht nicht darum alle heimischen Pflanzen zu kennen. Es geht darum die Pflanzen, die oft und in ausreichender Menge im eigenen Umfeld wachsen, bestimmen zu können. Denn dies sind meistens auch genau díe Pflanzen, die "wissen" was wir brauchen, ob nun Vitamine, sekundäre Inhaltststoffe oder Reizlinderung. Und gerade weil die Wildpflanzen ein Gros an Inhaltstsoffen besitzen, sind kleine Mengen von Vorteil. Ein Smoothie nur bestehend aus Wildkräutern ist für unsere Körperabläufe unter Umständen zu viel. Wildpflanzen sind unsere heimischen Superfoods. Da ist weniger einfach mehr. Als Faustregel gilt eine Handvoll am Tag zum Anfang.

8. Schutz der Bestände

Bitte denke immer daran, auch wenn ein Wildkraut noch so gut schmeckt, aussieht oder dir so gut tut: ernte nie eine allein stehenden Pflanze ab. Denn so hat die Pflanze keine Möglichkeit mehr, sich weiter zu entwickeln und Nachkommen zu erzeugen. Und die Pflanzen sind zudem auch Nahrung für andere: Insekten, Vögel & Co möchte auch genauso einen Anteil haben und im nächsten Jahr hat sich das Objekt der Begierde womöglich schon ausgebreitet durch diesen konsequenten Schutz. Dies gilt besonders für Wiesenkräuter und -blumen, die in vielen Teilen Deutschlands extrem selten sind geschuldet der industriellen Landwirtschaft und Überdüngung.  Mit ein wenig Rundumblick findet man aber immer eine Stelle mit größerem Vorkommen, an welcher nach Herzenslust geerntet werden darf. Und dann gibt es ja noch die Pflanzen,die eben nicht so sensibel sind: z. B.  Brennnessel und Giersch und Löwenzahn. Achte genauso bitte auf geschützte Arten.

9. Aufbewahrung

Frisch geerntet ist der Anteil der Inhaltsststoffe natürlich am höchsten, deswegen lohnt es sich, direkt vor Ort mal hier und dort ein Blatt, eine Blüte oder eine Frucht zu naschen. Zu Hause kann man die Pflanzen im Schraubglas mit ein paar Tropfen Wasser im Kühlschrank 4-5 Tage lagern. Alternativ geht es auch, sie in ein feuchtes Küchentuch einzuschlagen. Die Pflanzen bleiben so möglichst frisch und knackig.

10. Fuchsbandwurm

Bayern und Badem-Würtemberg gelten als die Bundesländer mit dem höchsten Risiko, jeder 4. Fuchs trägt den Fuchsbandwurm und seine Eier in sich. Grundsätzlich ist es aber eine sehr seltene Infektion.  Vor allem muss man sich informieren und wissen, wie man mit dem Thema umgeht. Hier sind verschiedene Informationsquellen um Sicherheit zu schaffen. 

 

http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/fuchsbandwurm/

https://www.hygiene.uni-wuerzburg.de/echinococcus/echinococcus/fragen-antworten/

 

 

Wildkräuter sammeln macht Spaß, bringt Leben in die Küche und man entdeckt die Natur ganz neu!