Pflanzenkunde macht richtig viel Spaß und Sinn. Bevor du auf deinen ersten Sammel-Streifzug gehst, denke bitte immer daran, dass man sich in der Pflanzenwelt
auskennen muss und ein paar Dinge brücksichtigen sollte, damit das Sammeln Spaß macht und die Pflanzen weiterhin gut und sicher wachsen können. Wildpflanzen sind durch viele Umstände wie z. B.
Landwirtschaft und Flächenversieglung sehr bedroht. Sorgsame KräutersammlerInnen sind keine Gefahr, sondern achten das Leben der Pflanzen und helfen ihnen weiterhin wachsen zu können.
Wildpflanzen zu sammeln und sie zu schützen muss ich also nicht ausschließen.
Vorab: bitte beachte die gesetzlichen Bestimmungen zum Sammeln von Pflanzen in der Natur. Gemäß Bundesnaturschutzgesetz ist es erlaubt
außerhalb von Naturschutzgebieten und Nationalparks Wildpflanzen für den Hausgebrauch zu pflücken. Es gilt die Handstraußregel - also so viel wie zwischen Daumen undn Zeigefinger passt, oder eben ein kleinen Körbchen. Gemäß Naturschutzgesetz sind
alle wild lebenden Pflanzen erst einmal geschützt, aber es gilt folgende Ausnahme:
„Jeder darf abweichend von Absatz 1 Nummer 2 wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen."
Ein Betretungsverbot besteht zum Beispiel abseits der Wege im Naturschutzgebiet. Achte auf die Schilder, die diese Gebiete auszeichnen. Du wirst aber viele andere Plätze finden, die sich für das Sammeln von Wildpflanzen anbieten!
Dieser Punkt steht mit Grund an erster Stelle. Es gibt essbare, heilsame, aber eben auch giftige Pflanzen. Diese genau zu identifizieren ist natürlich die Basis für
KräutersammlerInnen. Eine Pflanze zu bestimmen heißt, die Art über die Merkmale einzuordnen. Dabei helfen Bestimmungsbücher, Kräuterwanderungen und moderne Pflanzen-Bestimmungsapps wie Flora Incognita.
Wichtig: gesammelt werden nur häufig vorkommende Pflanzen die keinem Schutzstatus unterliegen. Natürlich sollten ebenso nur ungfitige und essbare Pflanzen
im Körbchen landen.
HIER findest du die Liste der geschützten Pflanzen in Deutschland gemäß der Bundesartenschutzverordnung. Achtung: je nach Bundesland gibt es noch weitere Pflanzen/ Abweichungen.
Diese Wildkräuter kannst du problemlos sammeln:
- Brennnesseln
- Giersch
- Löwenzahn
- Knoblauchsrauke
- Buchenblätter
- Lindenblätter
- Weissdorn
- Behaartes Schaumkraut, Waldschaumkraut
- Scharbockskraut (vor der Blüte)
- Taubnesseln
- japanischen Staudenknöterich
- Wiesenbärenklau
- Wiesenkerbel
- wilde Möhre
- Vogelmiere
- Gundermann
- Wiesenlabkraut
- Schafgarbe
- Ackersenf
- Beinwell
Und was ist mit Bärlauch? Bitte beachte, dass die Bärlauchvorkommen oft sehr überlaufen sind und die Pflanzen durch starken Sammeldruck leiden. Auf keinen Fall im Naturschutzgebiet sammeln! Vergehen darfst du bei der entsprechenden Ordnungsbehörde melden, denn es gibt immer wieder illegale Sammler, die massenweise Pflanzen ernten.
Sammeln ist an allen öffentlichen Orten erlaubt, welche keinem Betretungsverbot unterliegen und welche nicht in einem Naturschutzgebiet, Nationalpark oder
anderem Schutzgebiet liegen.
Und hier kann man sammeln: Biohöfe/ kleine Höfe, die keine Chemie ausbringen, Waldränder und
Wegränder, die nicht nur von Hunden frequentiert werden, Gärten (vorher fragen natürlich), Streuobstwiesen, der eigene Balkon (Wildkräutergardening), um Seen herum, Grünflächen, Saisongärten,
Parks (nicht alles wächst in Bodennähe). Wichtig ist, sich die Plätze eine Zeit angeschaut zu haben um so einschätzen zu können, ob die Stelle einem passend vorkommt.
Viel befahrene Straßen, die Nähe zu Bahndämmen, konventionelle Ackerflächen und Industriebrachen sind defintiv zu meiden!
Die Natur beschenkt und das ganze Jahr mit Pflanzen, natürlich ist in der Vegetationszeit von März bis Oktober am meisten los! So steht der Frühling für frisches,
zartes Blattgrün, im Sommer sind Blüten weit vorne und man sammelt Heilkräuter. Spätsommer und Herbst schenken und Früchte und Samen in Hülle und Fülle sowie viele Beeren. Blattgrün kann man als
Anfänger von März bis Oktober sicher finden, aber auch in den Monaten dazwischen entdeckt das Kennerauge ein paar leckere Kräuter. Pflanzen, die man trocknen möchte, sollte man immer vormittags/
mittags sammeln an einem sonnigen Tag. So ist der Tau durch das Sonnenlicht verdampft und besonders Aromen sind deutlich zu schmecken. Für
die wilde Küche kann man natürlich auch bei Regen sammeln, denn die optimalen Bedingungen sind eben nicht immer da.
Alles sollte in den Rucksack oder die Handtasche passen: ein paar Papiertüten, ein Jutebeutel, ggf. ein Leder- oder fester Putzhandschuh (für Brennnesseln), eine kleine Schere. So kann man immer und vor allem auch spontan ein paar Wildpflanzen sammeln. Zu Anfang ist es gut, das Bestimmungsbuch dabei zu haben. Um Orte wieder zu finden, gibt es schöne Apps, die einem ermöglichen, Koordinaten, Bilder und Infos festzuhalten und dann immer schnell wieder zu finden. Empfehlung: mein Reisetagebuch. Immer dabei: Fingerspitzengefühl!
Willst du mit den Kräutern nur heute kochen oder etwas bevorraten? Meistens sammelt man mehr, als man dann doch benötigt oder Zeit hat zum Einmachen oder Konservieren, da spreche ich aus allerbester Erfahrung. Kräuter trocknen geht natürlich immer ziemlich zügig, aber auch hier sind den Vorräten irgendwann Grenzen gesetzt, man will sich ja nicht für die nächsten 3 Jahre eindecken. Deswegen vorher kurz überlegen, ob man wirklich alles braucht, was man gerade sammeln möchte.
Außerdem gilt im öffentlichen Räum: es ist erlaubt geringe Mengen für den privaten Bedarf zu pflücken, s. Handstraußregel.
Bitte denke immer daran, auch wenn ein Wildkraut noch so gut schmeckt, aussieht oder dir so gut tut: ernte nie eine allein stehenden
Pflanze ab. Denn so hat die Pflanze keine Möglichkeit mehr, sich weiter zu entwickeln und Nachkommen zu erzeugen. Und die Pflanzen sind zudem auch Nahrung und Lebensraum für andere: Insekten,
Vögel & Co möchte auch genauso einen Anteil haben. Mit ein wenig Rundumblick findet man aber immer eine Stelle mit größerem Vorkommen, an welcher nach Herzenslust für den privaten Bedarf
geerntet werden darf. Und dann gibt es ja noch die Pflanzen, die eben nicht so sensibel sind und schnell nachwachsen: z. B. Brennnessel und Giersch und Löwenzahn. Viele Gärtner freuen sich
zudem, wenn du dort hilfst, die Pflanzen, die als "Unkraut" bezeichnet werden, einzudämmen. Achte genauso bitte auf geschützte Arten. In der App "Flora Incognita" wird dir bei den
Pflanzenarten direkt angezeigt, ob die Pflanze einem Schutzstatus unterliegt.
Bayern und Badem-Würtemberg gelten als die Bundesländer mit dem höchsten Risiko, jeder 4. Fuchs trägt den Fuchsbandwurm und seine Eier in sich. Grundsätzlich ist es aber eine sehr seltene Infektion. Vor allem muss man sich informieren und wissen, wie man mit dem Thema umgeht. Hier sind verschiedene Informationsquellen um Sicherheit zu schaffen.
http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/fuchsbandwurm/
https://www.hygiene.uni-wuerzburg.de/echinococcus/echinococcus/fragen-antworten/
Bitte sammele keine Pflanzen am Wildwechsel oder dort, wo Kot liegt von Hunden/ Füchsen. Wenn du ganz sicher gehen willst, koche die Wildpflanzen ( Kräuter, Beeren usw) ab.